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Oberhaselbach – Einst alter Edelsitz,
heute ein nettes kleines Dorf in Niederbayern


Die geschichtlichen Aufzeichnungen der Ortschaft sind praktisch identisch mit der Geschichte der Wasserburg Oberhaselbach. Die erste Nennung des Ortes erfolgte bereits in der Mitte des 9. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war die Burg im Besitz der Edlen Adelunk von Lindhart, dessen Sohn Ambrichio I. erhielt das Schloß als Elterngut. Ambrichio wurde im Jahre 864 Abt von St. Emeram und zugleich Bischof von Regensburg. Er gab 882 das Schloß seinem Neffen dem Edlen Gundalbert, der Vogt von Haselbach wurde. Ambrichio bestätigte auch dessen Sohn Adfolk im Jahre 890 die Besitznahme.

Etwa um 1250 folgten die Edlen Prämer, aus einer Seitenlinie der Adelunken stammend, als Vögte und Lehensinhaber. Diese nahmen nach damaliger Weise den Familien-Stammnamen „Die Haselbeckhen“ an. Die Haselbeckh waren im 13. und 14. Jahrhundert ein recht begütertes weit verzweigtes Adelsgeschlecht.

Dem 1342 verstorbenen Ulrich von Haselbeckh folgte sein Eidam Hans Deggenbeck, der 1395 starb. Im folgte (vermutlich sein Schwiegersohn) Hans Donnerstein von der Felsenburg „Darstein“. Die Donnersteiner betätigten sich als Raubritter. Oberhaselbach wurde zu einer Raubritterburg, wobei die Burgherren die gesetzlosen Faustrechtzeiten ausnutzten.

Nach dem Donnerstein folgten wieder die Haselbeckh. Dem Edelmann Adam von Haselbeckh folgten Sohn und Enkel. Letzterer, Hans Haselbeckh, erbaute das bis in die heutigen Tage noch erhaltene Wasserschloß neben der alten Burg in den Jahren 1480-1483. Die gesamte Schlossanlage wurde auf Pfählen errichtet.

Auf die Edlen Ritter von Haselbeck folgten gegen 1600 die „Herren von Schad“. Nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde das Schloß an den Abt von Prüfening verkauft. In dieser Zeit wurde das nunmehrige Kloster erweitert und außerdem eine Brauerei errichtet. Um 1756 legte das Kloster den schönen Sommerkeller südöstlich des Schlosses an (Standort der traditionellen Oberhaselbacher Kellerfeste von 1975 bis 1998). Aus dieser Zeit dürften auch viele der mächtigen unter Naturschutz stehenden Linden stammen.

Der letzte Probsteiverwalter war der geniale Sprachforscher Pater Johannes Kaindl. Bei der Säkularisierung im Jahre 1803 kam das Schloß in den Besitz des Staates, wurde aber bereits zwei Jahre später an den Bauer Michael Vilsmeier von Pfatter verkauft. Weitere Besitzer waren anschließend noch Limbrunner, Weber und der Fürst von Thurn & Taxis.

In den Jahren 1835 bis 1840 wurde die alte Burg mit dem Burgfrieden (Turm) und das kleine Bräuhaus wegen Baufälligkeit abgetragen. Diese alte Burg stand westlich des jetzigen Schlosses. Anstelle des Turmes wurde 1848 ein Sudhaus (später zum Bräustadel umfunktioniert) erbaut. In den folgenden Jahrzehnten wechselten sich die Pächter (Unsicker, Lipp, Hopfensberger, Zitzelsberger, Lechner, Schanz, Kellnberger, Kamm, Wild) laufend ab.

1931 ging das Schlossgut Oberhaselbach von Fürst Thurn & Taxis in den Besitz von Alois Sigl über und wurde zur Schlosswirtschaft umgebaut. Bis es in den 1990er Jahren zuerst an die Familie Herfurtner und nun zuletzt im Privatbesitz der Familie Vogt überging. Die aktuellen Besitzer haben das Schloß in den letzten Jahren unter großem Aufwand renoviert und es erstrahlt wieder als Schmuckstück für den Ort.

Ein berühmter gebürtiger Oberhaselbacher ist der Journalist und Schriftsteller Wugg Retzer (1905-1984), ein ehemaliges Mitglied der "Münchner Turmschreiber". In seiner Geschichtensammlung "Der Stier von Pocking" beschreibt er u.a. seine frühen Kindheitstage in Oberhaselbach.

Quellen: Chronik des Schützenvereins Oberhaselbach von 1976/2000.